Ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Bielefeld Bodelschwinghkirche

Geschichte der Bodelschwingh-Gemeinde

Das Presbyterium der damaligen Erlösergemeinde fasste am 9.4.1958 den Beschluss einer Teilung in drei Gemeinden: „(…) Aus dem bisherigen Nordbezirk wird eine neue Kirchengemeinde gebildet, die den Namen ‚Ev.-Luth. Bodelschwingh-Kirchengemeinde’ erhält“ lautet das Protokoll. In dankbarer Erinnerung an das Wirken Friedrich von Bodelschwinghs und dessen finanzielle Unterstützung bei der Gemeindegründung in Sudbrack um 1900 benannte man die neu gegründete Gemeinde nach seinem Namen. Das Gemeindehaus in der Voltmannstraße hieß seit 1953 ‚Bodelschwingh-Haus’, später Bodelschwingh-Kirche.
Die Kirchenleitung stimmte zu und legte das Gründungsdatum auf den 1. Mai 1958 fest.
Ein Grund für die Notwendigkeit einer Dreiteilung war das rasante Bevölkerungswachstum dieses Wohngebietes nach 1945. Viele Flüchtlinge und Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien fanden hier eine neue Heimat.
In der ersten Presbyteriumswahl am 19.10.1958 wurden gewählt: Anny Berkenkamp, Hans Bültmann, Marie Diekmann, Hans Gieselmann, Karl Harting, Georg Hippe, Wilhelm Redeker und Hedwig Suter. Viele Gemeindeglieder erinnern sich noch an ihre Namen und Gesichter.
1959 zog die Familie Sprinz in das Pfarrhaus Voltmannstraße 263 ein. Pfarrer Hanspeter Sprinz orientierte sich in der Zeit des Nationalsozialismus an der Bekennenden Kirche und Pastoren wie Martin Niemöller. Vor diesem Hintergrund prägten seine späteren Kontakte zu Menschen in den Niederlanden, DDR und Tschechoslowakei, seine ökumenische Weite und sein politisch-soziales Engagement die Gemeindearbeit. Das Bonhoeffer-Zitat „Beten und Tun des Gerechten“ galten als Maßstab für ein Christsein in diesem Geist. Bis 1979 war Pfarrer Sprinz in der Bodelschwingh-Gemeinde tätig.
Sein Nachfolger Pfarrer Clark Seha knüpfte an diesem roten Faden weiter. Zusammen mit dem Presbyterium sowie den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden wurden neue Schwerpunkte in der Gemeindearbeit gesetzt. Die Verbindung zur Vršovice-Gemeinde Prag und zu den Künstlern Miroslav Rada und Jan Splichal sowie der regelmäßige persönliche Kontakt nach Chile und die Gründung des Kinderhilfsprojektes „Pelusa“ am 1. Advent 1982 sind zwei sichtbare Zeichen für die Überzeugung, „Kirche für andere“ (Dietrich Bonhoeffer) und mit anderen zu sein. Ebenso gehörten der christlich-jüdische Dialog und die theologische Auseinandersetzung mit der Schuld im Nationalsozialismus zum Profil der Bodelschwingh-Gemeinde: Jährlich fanden die Passahmahlfeier am Gründonnerstag (ab 1979) und der Holocaust-Gedenkgottesdienst (ab 1995) statt.
Seit dem Pfarrerwechsel 2002 halten wir in veränderter Form bis heute an dieser Tradition fest.
Lobend und dankend zu erwähnen sind die zahlreichen Einsätze von Gemeindegliedern, die im Laufe der Jahrzehnte mit Hand angelegt haben. Ohne sie wäre z.B. der Bau des Kirchenvorplatzes und die Renovierung der Bodelschwingh-Kirche seinerzeit, das Gelingen von vielen Gemeindefesten oder die erfolgreiche Spendenaktion für die grünen Kirchenstühle usw. gar nicht möglich gewesen. Solche gemeinsamen Aktionen haben den Zusammenhalt als Gemeinde gestärkt. An dieser Stelle ein Extra-Dankeschön an alle, die sich an den verschiedensten Stellen beteiligt haben für die gemeinsame Sache!
Unvergesslich sind die Jahre im 1969 eingeweihten Gemeindehaus Am Herrenkamp 30: Eine ganze Generation von Jugendlichen erinnert sich gern zurück an die sonntäglichen „Kellerkino“-Nachmittage mit Herbert Vogt, der hier neben seiner Küstertätigkeit noch in seiner Freizeit als Filmvorführer aktiv war – um nur ein Beispiel zu nennen.
Bedingt durch die nicht endende Finanznot der Evangelischen Kirche und im Vollzug der Fusion als Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde hat das Presbyterium 2006 schweren Herzens beschlossen, das Gemeindehaus zu verkaufen. Im Gegenzug wurde die Bodelschwingh-Kirche zu einem viel genutzten Mehrzweckraum umgestaltet, in dem auch die Sonntagabendgottesdienste um 18.00 Uhr stattfinden. Dennoch: Für die Gemeindeglieder war diese Maßnahme ein herber Verlust, weil sie mit Kirche eben auch „ihren“ Ort, „ihr“ Gebäude verbinden.
Seit 5 Jahren gehört es zur Normalität, dass wir als fusionierte Gesamtgemeinde enger zusammenrücken und unsere Veranstaltungen in gemeinsam genutzten Räumen haben. Die Matthäuskirche und das Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum Am Brodhagen sind auch „unsere Kirche“ und „unser Haus“ geworden. In diesem Prozess des Zusammenwachsens ist es immer wieder erfreulich und schön zu erleben, welche Vielfalt an Begegnungen und welche inhaltliche Bereicherung hier stattfindet und von hier ausgeht!            

Andreas Smidt-Schellong

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