Die Geschichte der Christusgemeinde

Christuskirche

Innenansicht in den 50ern

Pfingsten 2006

Als 1929 ein Großteil der Häuser im Wellensiek fertig gestellt war, stellte sich die Frage: Wo sollen wir Gottesdienst feiern? Der Wellensiek war ein Bezirk von Kirchdornberg – doch es war ein weiter Weg dahin. So fand am 3. Advent 1929 der erste Gottesdienst im Wellensiek in einem Klassenraum der Schule statt. In diesem Gottesdienst konnte abgekündigt werden, dass mit 7 Mark die erste Spende für einen Kirchbau im Wellensiek eingegangen war. Dieser Kirchbau sollte auf einem Teil des Hof Hallau geschehen. Der Bauplatz war abgesteckt, die Steine angefahren, der Termin der Grundsteinlegung in der Kirchenzeitung bekannt gegeben, da wurden die Kreditzusagen von einem Geldinstitut zurückgezogen, der Evangelische Oberkirchenrat Berlin zog die Zusage von 10 000 Mark Beihilfe zurück (Gesamtkosten der Maßnahme 40 000 Mark) – die Kirche konnte nicht gebaut werden.
Pastor Frommann, als Hilfsprediger von 1931-35 im Wellensiek, sammelte jedoch weiter fleißig Spenden und entwickelte gemeinsam mit anderen neue Pläne für einen Kirchbau. So konnte dann auf den von der Ravensberger Heimstätte abgetretenen Gartenteilen der Häuser Wellensiek 106 und 108 am 18. Mai 1935 die Grundsteinlegung und am 1. September 1935 die Kirchweih gefeiert werden.
Entstanden war eine kleine Kapelle, die sonntags Gottesdienstraum und wochentags Gemeindesaal war. 1936 bis 1948 prägte Pfarrer Gröne die Christusgemeinde. Die kleine Kapelle reichte nicht aus. So wurde im Dezember 1945 ein Architektenentwurf vorgelegt, der die Kapelle zum Gemeindehaus werden ließ und rechtwinklig anschießend einen Kirchbau vorsah. 300 Plätze sollte die Kirche haben und durch einen großen Türdurchbruch so mit dem Bau von 1935 verbunden werden, dass bis zu 600 Menschen bei Bedarf Platz finden könnten. Der Turm sollte verstärkt und erhöht werden und mit drei neuen Glocken zu der vorhandenen bestückt werden. Glocken und Turmuhr waren schon bestellt, da machte die Währungsreform 1948 alle Pläne zunichte – die Kirchengemeinde hatte nun kein Geld mehr für die Verwirklichung.
Doch Gemeinde, CVJM und Pfarrer Boes (1948-1954) ließen sich davon nicht entmutigen: neue Räume wurden benötigt. Die CVJM-Mitglieder brachen die noch aus Kriegszeiten stammenden Splitterschutzmauern vor den Kellerfenstern der Wellensiekhäuser sorgfältig ab und gewannen so 12 000 Mauersteine. Mit diesen Steinen und mit der finanziellen Unterstützung der Altstadtgemeinde, zu der die Christuskirche inzwischen gehörte,  konnte dann 1951 ein Anbau erfolgen – der Kirchsaal mit dem darüber liegenden kleinen Gemeinderaum.
Aber auch im Inneren erfolgten Veränderungen: In die Wand des Altarraumes, bislang von zwei auf Putz gemalten Bibelversen geschmückt, wurden zwei Fenster eingesetzt, das Weihnachts- und Osterfenster.
1953 wurden die vorhandenen Bänke und Stühle durch neue ersetzt. 1959 dann der im Mittelgang der Kirche (im Weg) stehende Pfeiler entfernt und ebenso ein großer Durchbruch zwischen Kirche und Kirchsaal geschaffen, der mit einer Harmonikatür verschlossen werden konnte.
Pfr. Heyder (1954 – 1962) und Pfr. Joachim Schreiber (1963-1991) konnten sich lange der Gemeindearbeit widmen, ohne sich um Bauten kümmern zu müssen. Noch heute wird im Wellensiek viel von Pfarrer Schreibers freien Predigten, seinen Theaterstücken, aber vor allem von seiner Jugendarbeit mit vielen Wanderungen und Übernachtungen bei Bauern auf dem Heuboden erzählt.
1981 –83 wurde durch das Anwachsen der Gemeindegliederzahlen wieder ein weiterer Anbau notwendig, der rechtwinklig an den Anbau von 1951 erfolgte und die Zeit bis zum Neubau eines Gemeindezentrums im Lohmannshof überbrücken sollte.
1991 ging Pfr. Schreiber in den Ruhestand, Pfarrer Fritz Hufendiek übernahm kommisarisch den Vorsitz im Presbyterium, bis am 1. April 1992 Gerhard Sternberg als Pfarrer in die Christusgemeinde kam. Inzwischen war die Gemeinde durch den Bau des Schürmannshofes und die geplante Bebauung des Hof Hallau noch weiter angewachsen und das sehr aktive Gemeindeleben mit den Schwerpunkten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Seniorenarbeit und musikalischer Arbeit und sehr vielfältigen Formen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern, benötigte mehr Platz.
Nach langen Verhandlungen konnte 1992 das Gelände im Lohmannshof gekauft werden. Doch bevor die Baumaßnahmen dann konkret wurden, war wieder – wie so oft in der Geschichte der Christuskirche - kein Geld mehr da und ein Neubau kam nicht mehr in Frage. 1997 wurde dann durch Ersatz der zwar schönen und bequemen aber auch sehr unvariablen Bänke durch Stühle, den Einbau einer Faltplanwand und neues, kleineres Mobiliar etwas Platz gewonnen, um auch ohne Neubau mehr Platz für die durch die Neubaugebiete stark angewachsene Gemeinde zu schaffen.
Vom 2.- 4.9.2005 konnten wir mit vielen schönen Veranstaltungen – vom Flötenkonzert, Schülerbandfestival, geschichtlichem Gemeindespaziergang, Tanzfest, Festgottesdienst und Gemeindefest auf 70 Jahre Christuskirche zurückblicken.
Leider schwebte da schon das Damoklesschwert „Reduzierung von Gebäuden in der fusionierten Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde“ über uns. Das Presbyterium musste den schmerzhaften Beschluss fassen, dass wir uns von der Christuskirche, vom Gemeindezentrum am Bültmannshof und vom Gemeindehaus Bodelschwingh trennen müssen.
Am Sonntag Exaudi 2006 fand der tränenreiche letzte vollständige Gottesdienst in der Christuskirche statt. Am Sonntag darauf begannen in der Christuskirche, der Bonhoeffer-Kirche und der Bodelschwinghkirche die Pfingstgottesdienste, die nach einem Sternmarsch in der Matthäuskirche den mutmachenden Abschluss fanden.
Sehr schnell ist es dann gelungen, die Christuskirche an Familie Fütterer zu verkaufen, die den Gemeindehausteil zu ihrer Wohnung und den ehemaligen Kirchraum zu einem schönen Veranstaltungsraum umbaute, in dem schon viele Festlichkeiten und auch Konzerte stattgefunden haben.
Viele Teile des Inventars konnten wir weiter verwenden. Die schönen Fenster von 1951 schmücken nun den Anbau, die Glocke hat einen schönen Platz auf dem Kindergartengelände bekommen, Altar und Taufstein sind im Gemeindesaal des Dietrich-Bonhoeffer-Zentrums und kommen regelmäßig beim Kindergottesdienst, die Kastenorgel und die Paramente in den Gottesdiensten in der Matthäuskirche zum Einsatz.

Seit 2016 hängt unsere Glocke im Glockenstuhl vor unserer Bodelschwinghkirche und ruft die Menschen mit ihrem schönen Klang zum Abendgottesdienst, seit 2017 ist sie nun auch abends illuminiert. Ebenfalls 2017 kam die Kastenorgel in die Bodelschwinghkirche und ersetzt dort die defekte Orgel.

Mit dem Anbau am Kindergarten, dem Gemeindezentrum Wellensiek, haben die Menschen im Bezirk Wellensiek, Lohmannshof, Schürmannshof und Hof Hallau die Möglichkeit bekommen, sich neben den vielen Veranstaltungen in unserem Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum auch vor Ort zu treffen und an vielen Gemeindegruppen teilzunehmen. Doch zum Gottesdienstfeiern treffen wir uns in der Matthäuskirche, die trotz des Abschiedsschmerzes von der Christuskirche inzwischen für viele zu "ihrer" Kirche geworden ist, in der wir Freud und Leid im Gebet vor Gott bringen, auf vielfältige Weise Gottesdienst und Abendmahl feiern und Gemeinschaft erleben.

Gerhard Sternberg

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